Barcelonas klassisches Design-Warenhaus Vinçon zeigt in seinem kleinen Ausstellungssaal noch bis am 7. Oktober Arbeiten der losen Lausanner Gruppierung Inout Designers. Diese jungen Entwerfer wurden vom Mudac, Lausannes Musée de design et d’arts appliqués contemporains, dazu angestiftet, eine Reihe jener Elemente zu entwerfen, die man gemeinhin als urbanes Mobiliar bezeichnet. Nun sind Strassenlampen (ausser sie stammen von Kippenberger), Fahrradständer, Abfallkübel usw. normalerweise keine besonders witzigen Objekte. Der gemeinsame Nenner der zwölf in der Sala Vinçon gezeigten Entwürfe aber ist eben der Humor. Da präsentiert Axel Jaccard ein Fallrohr, das in einen Trinkbehälter mündet, auf dass hier jeder Strassenköter seinen Durst lösche. Adrien Roveros Veloständer hat die Form eines Autos – zum Beweise, dass auf demselben Raum ein halbes Dutzend Fahrräder Platz finden (in Barcelona wäre es das Dreifache). Für Damien Regamey wird eine kommune Absperrkette, mit Kingsize-Klunkern behängt, zur Zierde der Stadt. Augustin Scott de Martinville kettet ein Dreirad an ein Verkehrsschild, um es zum Spielplatz aufzuwerten. Martino d’Espositos Kanaldeckel Tourbillon nimmt die Form eines Wasserstrudels auf. Emmanuelle Jaques’ Baumschutzgitter baucht sich zu einem Sitzplatz aus. Und Alexandre Gaillard ersetzt das schlichte Nadelbett, mit dem Tauben von Simsen und Mauervorsprüngen ferngehalten werden, durch dekorative, gleichfalls dornige Stadtsilhouetten – New York, Paris, Lausanne.
Lustig also – wenn nicht ein wenig albern – soll den Lausanner Designern zufolge die Möblierung unserer Städte sein. Man nimmt’s zur Kenntnis und nimmt sich nebenbei vor, gelegentlich die jüngere Entwicklung der barcelonesischen elementos públicos, wie das Strassenmobiliar hier gar feierlich genannt wird, zu überprüfen. Denn Barcelona hatte sich ja lange ganz schön ins Zeug gelegt, um die best gestylten Strassenlampen, Parkingmeter und Sitzbänke, kurz: die schönsten Trottoirs der Welt zu haben. Rechenschaft darüber gab 1997 dieser Artikel.
P.S. – Mein homonymer Jakob Timpe in Berlin hat mir folgende Bemerkungen zu der kurzen Ausstellungsbesprechung geschickt, privat zwar, aber ich stelle sie jetzt trotzdem als Kommentar ins Netz:
Die Sachen wären doch nur dann albern, wenn es ernst gemeinte Produktideen wären. So sind es nur Statements über Standards, die zu ändern gar nicht beabsichtigt wird, und in Barcelona hat schon gleich gar niemand darauf gewartet – da legst di glei ins Nadelbett! Neulich hat sich jemand auf Manhatten gelegt, und da sind doch gleich die zwei längsten Nadeln abgebrochen.
Du unterstellst den Designern (gewiss sehr verhalten) eine Absicht, die sie nicht haben (nämlich, die Welt mit solchen gar lustigen Dingen zu verbessern), und das ist polemisch, und natürlich legitim, weil du eben ihre Arbeiten nicht schätzest.