ceci n'est pas une blague
Markus Jakob
Parc de la Ciutadella: Batlle i Roig vor meinem Balkon; Baldeweg, Bohigas und Bonell jenseits des Parks

Vor einigen Jahren gewannen die Architekten Batlle i Roig (Website z.Zt. im Umbau) einen Ideenwettbewerb zwecks Neugestaltung des Parc de la Ciutadella. Eine halbe Ewigkeit schon träumt man von einer Passerelle, die sich von hier über die Gleisanlagen der Estación de Francia und die Ronda Litoral hinweg in die Barceloneta und an den Strand schwingen soll. Ein solcher Übergang war einst, freilich noch weniger Hindernisse überwindend, für die Weltausstellung 1888 gebaut worden. Und die entsprechende Rampe, von der aus man die Partien des C.F. Barceloneta verfolgen kann, steht in der Barceloneta nächst dem Hospital del Mar seit Jahren bereit. Eines fernen Tages wird die Passerelle wohl gebaut werden.

Hingegen hat man die lang gehegten Pläne, den Zoo aus dem Park in einen Naturraum irgendwo im vorstädtischen Vallés auszulagern, nun anscheinend aufgegeben. Zu kostspielig; man wird sich mit der Verlegung der Meeresfauna in den derzeit im Bau befindlichen Zoo Marino beim Forum-Gelände und einer Erneuerung der durchweg schändlichen Tiergehege begnügen, und den durch seine Ummauerungen und Einfriedungen bisher hermetischen Zoo irgendwie passierbarer und passabler zu machen versuchen.

Batlle i Roig (oder werimmer) werden die lang ersehnte Durchläßigkeit des ältesten Parks der Stadt mithin durch den Zoo selbst erzwingen müssen. Dieselben Architekten bauen zur Zeit schräg gegenüber meiner Wohnung ein munizipales Sportzentrum. Es wächst nächst der Estación de Francia auf einem Grundstück am Ende des Paseo de Circun-valación – Ecke Picasso und Marqués de la Argentera –, das zuvor Basketball-spielplätze aufgenommen hatte, auf denen die Kids (mehrheitlich Immigranten) oft bis in alle Nacht herumtollten. Ihr Geschrei war um drei Uhr früh jedenfalls angenehmer als das Geblök der Nachtclub-Klientel.

Diese Ecke der Stadt hat’s im übrigen insofern in sich, als hier auch (nach dem, ca 2004 hier beschriebenenVersuch, sie im nahen Mercado del Borne unterzubringen) die große Provinzbibliothek weiterhin ihren Baugrund sucht; die Markthalle ihrerseits wird nun, mit entnervender Langsamkeit, nach der Offenlegung der in ihrem Untergrund verborgenen Ruinen, zu einer Dépendance des Museu de Història de la Ciutat umgebaut. Wie schön lag der um 1975 (im Gegensatz zu Les Halles in Paris) durch den Widerstand der Anwohner vor dem Abriss bewahrte, dann renovierte Großmarkt vollkommen nutzlos jahrelang mitten im Quartier.

Was aus der Estación de Francia werden wird, wenn eines Tages der letzte Zug hier ein- oder ausgefahren sein wird, ist weiterhin unklar.

Am andern Parkende – Calle Wellington – hat die Universität Pompeu Fabra für ihre Baupolitik, in alten Stadtteilen verstreute Gebäude für ihre Zwecke umzunutzen, die überzeugendsten Lösungen gefunden. Die beiden Militärkasernen – die eine von Esteve Bonell, die andere von Oriol Bohigas (MBM) umgebaut – sind heimliche Sehenswürdigkeiten Barcelonas. Erst recht gilt dies für die Bibliothek im Depósito de Agua, die in ihren nachgerade an die Moschee von Córdoba erinnernden Mauerbögen u.a. die 40’000 Bände der Biblioteca Mystica et Philosophica des Schweizer Gelehrten Alois Haas aufnimmt. Und wer sich je veranlasst sähe, Hussrls zwei Regalmeter einnehmendes Gesamtwerk im Original zu studieren, hätte hier exquisite Gelegenheit dazu.

Schmerzhaft ist, dass die Reihe alter Wohnhäuser vis-à-vis der Zoomauer Neubauten zu weichen hat. Während das Projekt von Benedetta Tagliabue (EMBT) noch auf Eis liegt, hat Navarro Baldeweg an der einst als Straßenstrich bekannten, inwischen jedoch bis auf die neue Straßenbahn nach Badalona ganz verkehrsfreien Calle Wellington bereits ein vielleicht zu exzentrisches, aber deswegen nicht unglückliches Universitätsgebäude hingepflanzt. – Warten wir ab, was weiter geschieht.

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