Hypertrophie der Ereignisse. Den Festivals auszuweichen, hilft nichts, denn spezifischere Anlässe sind erst recht ausgebucht. Donnerstags verzichtete ich auf die Vernissage Fokus Switzerland mit Künstlern wie Lang&Baumann, Fabrice Gygi und Christophe Büchel im Kultur Büro Barcelona, um rechtzeitig zur Weltpremière des Dokumentarfilms Wer tötete Walter Benjamin von David Mauas im Institut Français zu kommen, der die Selbstmordthese in Zweifel zieht (hier ein Bericht aus El País über den Film und seine Thesen). Ich war eine halbe Stunde vorher dort, aber es gab kein Durchkommen. Am Abend darauf dasselbe beim Auftritt von Damo Suzuki: das Konzert des Sängers der legendären Can – im Rahmen des 9. Festivals (sic) für experimentelle Musik im Stadtteil Gracia, LEM genannt, war ausverkauft. Auf La Paloma und die Asienfestival-Party mit der japanischen Kultband The Back Horn verzichteten wir vorsichtshalber. Dafür reservierte ich für Samstag noch schnell im Internet Karten für Heiner Müllers Medeamaterial in der Inszenierung von Anatoli Vassiliev (mit Valérie Dréville, französische Version), und das klappte dann auch. Anschliessend gleich nebenan noch ein paar Asienfestival-Häppchen (côté nourriture) und Jango Edwards Mitternachtsauftritt am Boulevard of Broken Dreams (14 Jahre hatte ich diesen witzigsten aller Wildlinge, vielmehr wildesten aller Witzlinge nicht gesehen; jetzt ist er vollends wahsinnig geworden, aber zum Abschied gab’s noch ein “Stereoküsschen” von ihm). Nachts um zwei bot hingegen das gut gestylte aufblasbare Zelt des Met-Festivals der barcelonesischen Designschulen diesen öden Anblick.
Lauter leere Luft, wohl auch eine Metapher für ein so kultiviertes Wochenende. Die Party musste anderswo weitergehen.