ceci n'est pas une blague
Markus Jakob
Die Sprachpolizei befiehlt
Categories: Barcelonas

Diese Papeterie an Barcelonas Plaça de les Olles, dem »Platz der Töpfe«, trägt den wundervoll altertümlichen Namen EFECTOS DE ESCRITORIO, sprich Schreibeffekten oder –utensilien (Google auf die Anfrage Schreibeffekten: »in soften Ziegenvelours mit Schreibeffekten, werden durch handwerkliche Finishes und Handtamponierungen in ihrer optischen…«)

Sie  wird von einem Herrn geführt, dessen Alter man auf dieselben neunzig schätzen kann wie den erwähnten Laden. Nicht viel jünger ist seine Frau, die bis heute fast Tag für Tag – hin und wieder bleibt die Papeterie nun doch geschlossen – gemeinsam mit ihm die seltene Kundschaft bedient. Ich habe dort noch nie nach einem Artikel gefragt, der nicht vorrätig gewesen wäre. Manchmal riecht es ein bisschen nach Katzenpisse; die Viecher streichen einem um die Beine, wenn man wieder mal ein Blatt Löschpapier braucht, aber das Löschpapier fördern sie zutage.

Ich traue mich nicht, den Papetier darauf anzusprechen, weshalb er das schöne alte, perfekt erhaltene Ladenschild so kunstvoll verunstalten ließ, um die spanischen EFECTOS DE ESCRITORIO in katalanische EFECTES D’ESCRIPTORI zu verwandeln. Als gesetzestreuer Bürger hätte er dies schon 1998 tun müssen, als ein Gesetz in Kraft trat, laut dem jeder Laden in Katalonien mindestens auch auf katalanisch angeschrieben sein muss. Die nationalistische Regierung, die sich damals diese Maßnahme zur Sprachförderung einfallen ließ, hat allerdings nie auch nur einem Ladenbesitzer die vorgesehene Geldstrafe aufgebrummt; erst unter der nachfolgenden sozialistisch dominierten Regierung sollen jährlich bis zu 200 entsprechende Sanktionen erlassen worden sein; und neuerlich, wieder unter bürgerlich-nationalistischem Regime, habe sich der Strafrhythmus beschleunigt. Hm… Wieviel damit der katalanischen Sprache geholfen ist, sei dahingestellt.

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