Die Silhouette des alten Hafens, des Port Vell, ist ein delikates Ding. Einst bestand sie lediglich aus der schlanken Kolumbussäule und den filigranen Stahltürmen der das Hafenbecken überquerenden Drahtseilbahn – und den beweglichen Umrissen der Schiffe. Welch ein Schauspiel jede Nacht, noch heute, wenn die nach den Inseln ablegenden Ferries mit grossem Getute ihre ungeheuren Massen manövrieren.
Dann kam auf dem Muelle de Barcelona das World Trade Center von Pei Cobb Freed & Partners hinzu: ein Bau, bei dem man schon vor der Einschiffung seekrank werden könnte, der aber die Skyline nicht wesentlich beeinträchtigt.
Vor einigen Jahren wurde der kilometerlange Hafendamm – el Rompeolas – durchbrochen, um eine neue, kürzere Einfahrt für die Yachten zu schaffen, die im Port Vell mittlerweile fast unter sich sind. Ein Sakrileg eigentlich, das schmale, von Betonquadern geschützte Betonband ins Meer hinaus so zu zerteilen. Dafür verbindet nun eine elegante Klappbrücke von Juan José Arenas das Festland mit dem Rompeolas.
An den Molen in der Umgebung der neuen Brücke legen heute die Kreuzfahrtschiffe an, und dies einstweilen fast so regelmässig wie die Balearen-Ferries: dieses Jahr werden voraussichtlich 1,4 Millionen Passagiere auf Cruising-Tour die Stadt besuchen. Europarekord natürlich.
Der noch mit dem Festland verbundene Teil des Rompeolas, am Ende der Barceloneta, wurde einstweilen durch Aufschüttungen vergrössert. Seit 1999 nervt der Architekt Ricardo Bofilll die Planungsbehörden der Stadt mit einem Projekt für dieses Neuland. Es handelt sich um ein segelförmiges Hotel, das mit seinen ursprünglich vorgesehenen 160 Metern Höhe die Hafensilhouette schlicht erschlagen hätte. Nicht umsonst erinnert der Entwurf ein wenig an das berühmte Hotel Burj al Arab in Dubai, das mit seinen 321 Metern aber immerhin nur eine Wüste zuschanden gerichtet hat.
Die Zeitungen berichten heute, dass Bofills so ungemein originelle architektonische Metapher nach siebenjährigem Seilziehen mit den Stadtplanern nun im Bau ist; allerdings auf praktisch die Hälfte, nämlich noch 88 Meter Höhe, reduziert. Links ein vermutlich etwas älteres Modell (im Vordergrund die Barceloneta), rechts der letztlich gutgeheissene Entwurf.