[Mai 2000] «Kommen Sie am Nachmittag wieder, dann wird Comandante Delfino Sie empfangen.» Sie waren zuvorkommend, sehr zuvorkommend, die Polizisten von der Wache an der Plaza Garibaldi. Sie haben ja auch ein ganz spezielles Revier, sind zuständig sozusagen für die musikalische Ruhe und Ordnung der Stadt Mexiko. Nichts Ungewöhnliches, wenn da nachts um zwei […]
In mir wohnt ein Mörder, der es darauf abgesehen hat, meine Zeit abzuservieren. Bei Schlechtwetter benützt er als Tatwaffe jeden erdenklichen häuslichen Krimskrams, und das Opfer weist denn auch alle Merkmale einer langsamen und stümperhaften Erdrosselung auf. Geschickter geht er bei Sonnenschein vor: so perfid, dass meist nicht einmal eine Leiche beigebracht werden kann. In […]
s. Photoessay in Culturals La Vanguardia, Barcelona, 2005
Es war an Bord der »Boughaz«, auf der Überfahrt nach Tanger. Ich hatte die Bekanntschaft der Dame (aus Nizza, unterwegs nach Casablanca) bei der Einschiffung in Algeciras gemacht. Nun saß sie ränkereich, spionageromanwürdig in der Bar und ich lud sie tunlicherweise auf ein Glas ein. »Da Sie sich sonst zu langweilen scheinen…«, gab sie meinem Begehren schnippisch statt. Kaum war die Konversation eingefädelt, wurde mir wirklich öd. Ich hatte mir das Schiff noch nicht angesehen; möge Madame mich einen Moment entschuldigen…
Zwei Sonderlinge, in Barcelona verglichen: der Maler Vilhelm Hammershøi und der Filmemacher Carl Theodor Dreyer Es ist filmgeschichtlich kein Geheimnis, dass Carl Theodor Dreyers Kino von der Malerei seines ein Vierteljahrhundert älteren Landsmanns Vilhelm Hammershøi stark beeinflusst war, und dies von Dreyers erstem Film («Præsidenten», 1918) bis zu seinem letzten («Gertrud», 1964): emotionale Höchstspannung, eingeschrieben […]
[April 2004] Zur Bauwut in der Peripherie Hölle, doppelköpfig. Die Bilder dieser Reportage wurden kurz vor den Madrider Anschlägen vom 11. März aufgenommen. Wäre es frivol, das Inferno in den drei Bahnhöfen mit den gebauten Greueln, die uns hier beschäftigen, in Zusammenhang zu bringen? Allenfalls der könnte es sein, dass die Bahnlinie, die in Atocha […]
[2001, Fortsetzung der im Text “Trasvase” begonnenen Fahrt] Gen Süden. Das Ebrodelta blieb als schillernde Geometrie in der Erinnerung haften: Reisfelder, Lagunen, Feuchtbiotope, bedroht nun durch Spaniens Nationalen Bewässerungsplan (vgl. NZZ vom 15.9.2001). Wir fuhren weiter südwärts, der Küste entlang, die dereinst vom Ebrowasser profitieren soll. Wo die A-7 die Orangenhaine von Valencia durchquert, […]
[2001] Spaniens Nationaler Bewässerungsplan und seine Opponenten – ein Bericht aus dem Ebro-Delta Der Satz ist fast schon eine Binsenwahrheit: «Die Kriege der Zukunft werden um Wasser geführt werden.» Möglicherweise werden es auch nur Handelskriege sein, denn Wasser, Inbegriff des Gemeinguts, ist im Begriff zur Handelsware in der Hand multinationaler Konzerne zu werden. Ein kostbares […]