Die Villa La Ricarda hatte gestern einen ihrer ruhigsten Tage seit Menschengedenken. Nachdem Iberia die Konzession für die Handling Services auf dem Flughafen Barcelona entzogen worden war, traten die betroffenen Arbeiter – pünktlich zum Ferienbeginn – in einen wilden Streik und besetzten die drei Pisten (im Bildhintergrund der die Ricarda bergende Pinienwald). 544 der 942 vorgesehenen Flüge fielen aus, über 100 000 Passagiere waren betroffen. Gegen Abend konnte der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden, das Chaos aber hält auch heute an. Wie in solchen Fällen üblich, drehen dann auch die genervten Fluggäste durch: Gruppen von ihnen haben zwischenzeitlich die Zufahrt zum Terminal A gesperrt.
Tausende anderer, die zum Teil seit 24 Stunden auf ihre Flüge warten, hängen zur Stunde in den Terminals herum und werden vom Flughafenpersonal mit Wasser und Sandwiches versorgt. Die Verursacher des Kollapses, der in diesem Ausmass auf europäischen Flughäfen noch selten vorgekommen sein dürfte, müssen wohl mit einem gerichtlichen Nachspiel rechnen.
Ah… fällt mir dabei ein: Sind wir denn nicht in der Semana trágica? In jener letzten Juliwoche, in der 1909 in Barcelona alles aus den Fugen geriet (vgl. auch die Bilder in diesem Eintrag)? Und in der die Nerven eigentlich jedes Jahr zum Zerreissen gespannt sind, in der in dieser Stadt immer irgend etwas Unheilvolles in der Luft zu liegen scheint – und Unheil ja auch dauernd geschieht, wie etwa am Donnerstag, als eine Gruppe Bauarbeiter im Poblenou von einer einstürzenden Stützmauer begraben wurde. Drei Ecuatorianer, ein Pakistani und ein Spanier starben; der Staatsanwalt will, da die im Bau befindliche Mauer fahrlässigerweise nicht abgestützt war, Klage wegen Totschlags erheben.
Aber bald ist sie ja überstanden, die Durchdrehwoche.