Im Modell sieht sie ja beinahe niedlich aus, die etwa eine Milliarde Euro teure Ciudad de la Justicia von David Chipperfield, die an derselben Achse wie die zuvor erwähnten Projekte liegt, etwas weiter stadteinwärts, nahe der Plaza Cerdá. Wie auf Chipperfields Website nachzulesen – weiteres bei seinem barcelonesischen Partner Fermín Vázquez unter Projekt 05 – steckt dahinter die Idee, die bisher über die ganze Stadt verstreuten Dienststellen der Rechtssprechung zu zentralisieren: Richter, Anwälte, Täter, Opfer, Schöffen und Zeugen, sie alle werden sich künftig an der Stadtgrenze zwischen Barcelona und L’Hospitalet wiederfinden, in einer der acht Baulichkeiten, die die Justizstadt bilden.
Nähert man sich der Klötzchenlandschaft Chipperfields an, vergehen einem allerdings umgehend alle Diminutive. Nicht sosehr die bis zu 17 Geschosse aufragenden Volumen sind es, die klaustrophobische Gefühle wecken, sondern die massive und – ja: klobige – Wirklichkeit dessen, was im Modell noch so verspielt anmutete. Die obsessiv
vertikalen Fensterreihen gemahnen unweigerlich an Gefängnisgitter – dabei lautete der Auftrag doch nicht, die Angeklagten im Zweifelsfall schon mal hinter selbige zu bringen. Auch die Anwohner, selbst in nicht unbedingt hypersensibel gestylten Wohnkasernen zu Hause, scheinen sich über den Tross neuer Nachbarn schon erschreckt zu haben, trotz deren pastellfarbenen Betongewändern.
P.S. – Anmerkung meines Freundes Jakob Timpe: Ein wenig sehe das Ganze ja auch wie die frisch arrangierten Trümmer des World Trade Centers aus.