ceci n'est pas une blague
Markus Jakob
Der Mercat de les Flors von Willy Müller: Lasst Blumen en gros blühen

Der Blumenmarkt, welch wunderbares Thema. Gemeint sind nicht die Blumenstände an den Ramblas, welche die Passanten trotz ihrer mehrheitlich dürftigen Auslagen – was sowohl auf die Stände wie auf die Passanten zutrifft, hingegen nicht unbedingt auf die Passantinnen – in angenehme ephimere Duftwolken hüllen. Die Rede ist auch nicht von dem 24 Stunden geöffneten Blumenmarkt an der Calle Valencia, wo treulose Ehemänner frühmorgens eine erste Versöhnungsgeste einleiten können. Nein, es geht um Barcelonas Blumengrossmarkt, der nun einen neuen Standort – den dritten bereits – erhalten soll.

Der ursprüngliche Mercat de les Flors an Montjuïc ist heute Teil der Ciutat del Teatre. Es war Peter Brook, der Anfang der 1980er Jahre den leerstehenden Bau als Spielstätte für seinen Mahabarata ausfindig machte und damit den Anstoss für das bis heute Mercat de les Flors genannte städtische Theater gab, zu dem später das Teatre Lliure und das Institut del Teatre kamen: ein ansehnliches, bisweilen mondäne Stimmungen begünstigendes, heute sechs oder sieben Säle umfassendes Zentrum der szenischen Künste.

Aber es sollte ja von Blumen die Rede sein. Aus dem aus den 1920er Jahren stammenden und heute als Theater dienenden Markt zogen die Blumenhändler, wie alle En-Gros-Betriebe, um 1970 in den neuen Grossmarkt der Stadt um: das in der Zona Franca errichtete Mercabarna. Nun ist ihnen auch dieses immense Gelände zu eng geworden, und so soll möglicherweise schon 2007 der neue Blumenmarkt in der Vorstadt Sant Boi bei der künftigen Metrostation Aeropuerto-Mercancías (unweit des Frachtflughafens mithin), eröffnet werden.

Der Entwurf stammt vom Architekten Willy Müller, der nicht etwa Schweizer ist, sondern ein seit 1995 in Barcelona ansässiger Argentinier. Zusammen mit Manuel Gausa und Vicente Guallart gründete er 1998 die Gruppe Metápolis, die seither durch mancherlei avantgardistische Gebärden und Aktivitäten auf sich aufmerksam gemacht hat. Mit seinem Pile Tower ist Müller auch an Guallarts ambitiösestem Projekt beteiligt, der in Valencia geplanten Sociópolis. Sollte sie wirklich gebaut werden, wird hier zweifellos noch davon die Rede sein. Müllers Website erscheint leider zurzeit auf den minimalsten Ausdruck reduziert. Aber das kann sich ändern, und gern erführen wir dort Näheres über seine Projekte in Valencia, in Sant Boi sowie – unter dem Namen Hypercat – auch im jüngst hier besprochenen Hafen von Barcelona.

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