Was ist nun das wieder für ein Gebilde, das da in der Barceloneta, zwischen dem Hotel Arts und Miralles´ Gas-Natural-Hauptsitz, emporgewachsen ist? Es handelt sich um den Biomedizinischen Forschungspark Barcelona (PRBB), mit dem die Stadt und die Region sich als einer der führenden europäischen Standorte für Biowissenschaften zu etablieren versuchen. Näheres darüber auf der Website des Instituts, weitere Bilder in dieser Galerie.
Der Entwurf stammt von Manuel Brullet und dem auf Hospitäler spezialiserten Albert de Pineda. Brullet zufolge war die Absicht dabei keineswegs, das Bestiarium singulärer Gebäude um ein weiteres Spezimen zu erweitern. Vielmehr gehorche die ungewöhnliche Form funktionalen Ansprüchen und dem Willen, sich in den Kontext zu fügen. (Letzteres ist bei andern Bauten Brullets, namentlich der benachbarten Erweiterung des Hospital del Mar, leichter nachvollziehbar.)
Das ursprünglich 25’000 Quadratmeter messende Grundstück, das er mit einem pavillonartigen Ensemble überbaut hätte, schrumpfte schliesslich auf 9000 Quadratmeter zusammen, so dass ein kompakterer Bau unumgänglich war. Brullet verwarf erste Versuche mit kubischen Volumen, um schliesslich auf diesen stumpfen Kegel zu kommen, mit elliptischem Grundriss und abgeschrägtem Solarzellen-Dach. Zum Meer hin lediglich viergeschossig, erhebt sich die Rückseite zur Ronda Litoral hin neun Stockwerke hoch. In seinem Innern lässt der Kegelstumpf eine Art Kreuzgang offen.
Neben der Schaffung von Laboratorien und Büros für achtzig Forschungsequipen – es werden bis zu tausend Wissenschafter hier arbeiten – sollten möglichst zahlreiche dem Gedankenaustausch förderliche Begegnungszonen entstehen. Daher die perimetralen Terrasen, der zum Paseo Marítimo hin offene «Kreuzgang» und das «hängende» Auditorium mit seinen 250 Sitzplätzen. Zwei grosse T-förmige Pylonen, von denen die Geschosse abgehängt sind, bilden die Tragstruktur. Dies erlaubte es, das Erdgeschoss als durchlässigen urbanen Raum zu gestalten. In den beiden Untergeschossen sind ein Gym, 300 Parkplätze und ein 3’000 Quadratmeter messendes Tierlabor untergebracht. Und um den Bau mit seinen 55’000 Quadratmetern Nutzfläche von aussen weniger wuchtig erscheinen zu lassen, umhüllt eine durchgehende Jalousie aus roter kanadischer Zeder die umlaufenden Terrassen.
Vor Jahren habe ich Brullet in seinem Studio im Soussol eines der interessantesten Wohnhäuser der 1970er Jahren besucht, einem Bau von Francesc Rius an der steilen Avenida del Coll del Portell. Inzwischen hat Brullet noch exquisitere Räume an derselben Strasse bezogen: in der Casa Vilaró (1930) von Sixte Illescas, die als erstes rationalistisches Einfamilienhaus Spaniens gilt.