Über Design ist hier kaum je die Rede, aus dem einfachen Grund, weil diese Stadt davon überquillt. Wo anfangen? So schweife ich zwischendurch in die Ferne, zu Entwerfern aus São Paulo und Istanbul, die auch weiterhin von dort aus arbeiten. Vor einigen Tagen hielten die Campana Brothers aus Brasilien im FAD einen Vortrag. Zugegen war auch Massimo Morozzi, Chef von edra, ihrem italienischen Fabrikanten. Präsentiert wurden – im Gegensatz zu den Katalogbildern freilich in jugendfreier Manier – einige neue, an der Dschungelfauna inspirierte und wahrlich bequeme Sofas oder Liegelandschaften.
Sensationell ist auch die Website der brasilianischen Brüder. Sie haben ihre Karriere von Anfang an auf der «Local/global»-Schaukel aufgebaut, die sie umgehend an die mollge Spitze der Designerszene katapultiert hat.
Schon ihr angeblich erster Entwurf, der Vermelha Chair (links), wurde in die Sammlung des New Yorker MoMA aufgenommen. Morozzi erläuterte recht charmant den Unterschied zwischen ihrem (auch seinem) Vorgehen und dem «einer Firma wie, sagen wir, Sony, die dreitausend Designer beschäftigt». Bei den Campana Brothers sei zuerst eine Idee da, deren Ausführung vielleicht eine Menge Probleme stelle. Mit ein bisschen Kopfzerbrechen finde man jedoch immer eine Lösung – «na, fast immer». Bei den Japanern hingegen seien a priori eine Menge Lösungen da; die Probleme stellten sich dann später ein.
Ideen hat sicherlich auch Derin Sariyer in Istanbul, um stilistisch gleichwohl zu ziemlich andern Ergebnissen als die Campana Brothers zu gelangen. Unlängst hat die Firma recdi8 hier im Barrio, in der Gasse mit dem schönen Namen Flor del Lliri, einen Showroom mit Derins Entwürfen eröffnet. So etwa dem Sofa Mass, das indessen eher auf die Sinnlichkeit eines Airports zugeschnitten scheint.