Die Casa Garriga Nogués ist ein Stadtpalais im Eixample, an der Calle Diputación nahe der Rambla de Catalunya, erbaut zwischen 1899 und 1905 vom damals in Barcelona äußerst produktiven Architekten Enric Sagnier. Als Blickfang im Entrée steht seit einigen Wochen ein roter Maserati 250 F: diesen Boliden pilotierte einst Francisco Godia, Spaniens erfolgreichster Formel-1-Fahrer vor Fernando Alonso. Zwar gewann Godia nie einen Grand Prix, beendete die Saison 1956 aber immerhin auf dem 7. Rang. An seiner Figur wird deutlich, dass Autorennen damals noch ein Gentlemansport war, wie es die hier präsentierten Wochenschaufilme vor Augen führen.
Francisco Godia (Barcelona, 1921-1990) war zugleich ein erfolgreicher Unternehmer und eifriger Kunstsammler, dessen Nachlass über 1500 Werke enthält und von seiner Tochter in eine Stiftung übergeführt wurde. Die Sammlung wird nun in der von Jordi Garcés, dem Architekten des Museu Picasso, umgebauten Casa Garriga Nogués ausgestellt. Sie hat verschiedene Schwerpunkte: erstrangige romanische Holzschnitzereien und eine Kolllektion von Keramiken, die die wichtigsten Manufakturen der iberischen Halbinsel repräsentieren; Gemälde der führenden Vertreter des katalanischen Modernisme, deren Werke in diesem Palais ideal zur Geltung kommen; und schließlich eine ganze Reihe Zeitgenossen des Sammlers – ein exzellenter früher Tàpies, Miró, aber auch Karel Appel, Magritte, Fontana, Chillida, Julio González, Barceló oder der hier abgebildete Joaquín Torres García.
Das Highlight des Besuchs ist die Terrasse im Innern des Cerdá-Blocks. Bei anderer Gelegenheit ist auf die von der Stadt seit Jahren vorangetriebene Öffnung dieser Patios zurückzukommen: hatte nicht schon Siegfried Giedion bemerkt, wo die Moderne sich unbeobachtet fühle, werde sie kühn? Die Terrasse gibt den Blick auf diese oft als verglaste Veranden ausgestalteten Hinterfassaden frei. Direkt gegenüber aber liegt die kuppelgekrönte Rückseite des »Coliseum«, eines der letzten großen Kinos Barcelonas. Hier hat die Künstlerin Cristina Iglesias für die Fundación eine begehbare Skulptur geschaffen, in deren Inoxverkleidung sich die Umgebung spiegelt, während das aus Resina und Bronze modellierte Innere sich mit der äußeren Bepflanzung zum Gartenlabyrinth verschränkt.