Pedro Azara ist der Mann, der in Barcelona eigentlich seit Jahren die schönsten Austellungen macht. Jede seiner Installationen ist ein Kunstwerk für sich – aber nicht in der Art jener überkandidelten Shows, in denen die Ausstellungsarchitektur die Exponate erschlägt oder zur Nebensache degradiert; sondern ein ums andere Mal sind es wunderbar gestaltete Parcours durch ein ebenso wunderbares bildnerisches Thema. Das fing einst an mit den Casas del alma, den «Seelenhäusern», Begräbnisstätten des Altertums von Mesopotamien bis Rom, und setzte sich über zahlreiche exquisite, stets mit erstrangigen Werken bestückte Ausstellungen fort. Nun ist Azara ganz in der Gegenwart angelangt und präsentiert im Ausstellungssaal des COAC, des katalanischen Architektenverbands, noch bis am 7. September ¡HOGAR! (sp. für HEIM: die gute Stube), wobei die Grafik keinen Zweifel daran lässt, dass es um die berühmte Regenbogenpostille ¡HOLA! und – so der Untertitel – das von ihr verbreitete Bild der Architektur geht. («El imaginario arquitectónico en la revista ¡HOLA!»)
Azara ist Ästhetikprofessor an der Architekturschule Barcelona. Unter seinen Buchveröffentlichungen ist der Essay «Das Hässliche in der Kunst» zentral. Diese kleine und (sehr im Gegensatz zu seinen andern Arbeiten als Kurator) ganz ohne erstrangige Kunstwerke auskommende Ausstellung ist einmal mehr für sich ein Kunstwerk – dessen Material diesmal zwangsläufig das Hässliche ist: die Prunkhäuser und -wohnungen der Promis, Traumbilder des Wohnens jenseits aller Designzeitschriften und Architekturbeilagen. Der Besucher wird – Azara Style – in ein goldenes Gehäuse geschleust, dessen Inneres ein vielschichtiges, teils durchlässiges, teils spiegelndes Projektionskabinett ist, in dem sich die Bilder und dazugehörigen Aussagen («unser Heim: ein Stück Himmel») in sumptuoser Folge abwechseln. Der Katalog zur Ausstellung ist selbst wie ein kleines ¡HOLA! gestaltet, enthält Essays von Azara, Bet Cantallops und María Teresa Tapada und kostet 3 Euro. Auf der Titelseite posiert der Stierkämpfer Jesulín de Ubrique vor seinem gasbetriebenen, mit dem erfundenen Familienwappen dekorierten Cheminée.