Postskriptum zum Champions-League-Final
Lionel Messi, der das Pariser Endspiel wegen seiner langwierigen Verletzung von der Tribüne aus verfolgen musste, gab sich auf dem Rückflug als wahrhaft gut assimilierter Einwanderer zu erkennen (er kam ja auch schon als 13-jähriger Knirps aus Argentinien nach Barcelona). In der Boeing 747 soll der notorisch schüchterne 18-Jährige das Mikrophon ergriffen und folgende Ansprache an den (noch nicht zugestiegenen) Vereinspräsidenten Laporta gehalten haben: «Präsi, steigen Sie ein, wir müssen das mit den Prämien besprechen. Bittesehr, wir warten auf Sie. Wir haben es satt mit Uhren und noch mehr Uhren. Ich meine es ernst, Präsi. Wir wollen jeder von uns mindestens eine Wohnung. Das ist die Prämie, für die wir auf dem Spielfeld gerackert haben. Die Captains werden das mit Ihnen aushandeln. Ich wiederhole: Keine Uhren mehr! Eine Wohnung für jeden Spieler!»
Allgemeines Gelächter. Aber als Symptom des spanischen Wohnungs- bzw Eigentumswahns doch auch ein wenig widerlich.
Heute weiter in den Zeitungen zu dem Thema: Barças Champions-League-Titel soll der Stadt weltweit Gratispublizität im Wert von 975 Millionen Euro eingebracht haben. Eine etwas gewagte Rechnung, da sie offenbar Fussball-Übertragungszeiten direkt in Werbezeit umwandelt. Immerhin: der Tourismus ist von Januar bis März erneut um 18 Prozent gewachsen: Europarekord – und eine grauenerregende Aussicht für jenen Teil der ansässigen Bevölkerung, die sich damit nicht die Taschen füllt.
Nach den schweren Ausschreitungen in der Nacht der Nächte – Plünderungen, Brandschautzungen, 55 Verhaftungen, über hundert Verletzte – ist Bürgermeister Clos der Ansicht, in Zukunft sollte das Stadtzentrum nach solchen Siegen vielleicht besser gesperrt werden.
Heute abend geht die Fussballsaison mit dem Spiel Athletic Bilbao-Barça zu Ende. Jedenfalls für wirkliche Fussballfreunde, die sich das wüste Gekicke und vaterländische Geblök an der WM lieber ersparen.
Hasta la próxima Liga!