Bei der Transformation seines grossen alten Industrieviertels Poblenou (oder Pueblo Nuevo) setzt Barcelona viel aufs Spiel. Einerseits ist das bauliche Erbe und mit ihm die wunderbare Vielfalt des Quartiers bedroht. Andererseits nimmt der Technologiedistrikt, 22@ genannt, in den es verwandelt werden soll, zunehmend Form an.
Was erhalten bleiben und was abgerissen werden soll, war nie so umstritten wie im Fall des weitläufigen, teils aus dem 19. Jahrhundert stammenden Fabrikensembles Can Ricart. Sollten, wie es ein erstes Projekt vorsah, lediglich der typische denkmalgeschützte Kamin, ein Uhrenturm und das von der Stadt finanzierte Künstlerhaus Hangar stehenbleiben? Die spät, aber umso heftiger erwachte Opposition gegen diesen Plan kann nun zumindest einen Teilerfolg verbuchen. Zwei Drittel der vor 1930 entstandenen Bauten bleiben erhalten, respektiert wird auch der lauschige zentrale Platz, um den die zuletzt von zahlreichen Kleinbetrieben genützten Hallen gruppiert sind. Auf dem Gelände davor entsteht der von Jean Nouvel entworfene Parc Central de Poblenou.
Oben das ursprüngliche Projekt, unten der Gegenvorschlag der Opponenten. Das jetzt gutgeheissene Projekt liegt irgendwo in der Mitte.
Fast gleichzeitig wurde bekannt, dass die ganz in der Nähe am Carrer Pere IV liegende Fabrik Oliva Artés zum Architekturzentrum des katalanischen Architektenverbandes COAC umgebaut wird. Entlang der Avenida Diagonal werden sich somit gleich drei Ausstellungszentren dem Thema Architektur widmen: das künftige Designmuseum von MBM Martorell Bohigas Mackay an der Plaza de las Glorias, das COAC-Haus in der umgenutzten Fabrik und das Edificio Forum von Herzog & de Meuron, in dem jetzt schon eine permanente Ausstellung zur Stadtentwicklung eingerichtet ist.