Verkehrsberuhigung, ein schwieriges Geschäft. Weit davon entfernt, wie etwa London eine Innenstadt-Maut einzuführen, versuchen die barcelonesischen Stadtbehörden zur Zeit den Privatverkehr immerhin an der Parkfront einzudämmen. Im Mai wurde das ganze Stadtzentrum (Distrikte Ciutat Vella und Eixample) zur àrea verda erklärt, nun folgt ein weiterer Gürtel bis zur Ronda del Mig: insgesamt 27 000 bisher gebührenfreie Strassenparkplätze, auf denen die mit einer Kennmarke gekennzeichneten Fahrzeuge der Anwohner zum bescheidenen Preis von 1 Euro pro Woche abgestellt werden können. Ortsfremde bezahlen hingegen, wo überhaupt zugelassen, wie in der blauen Zone und in den Parkhäusern an die 3 Euro pro Stunde. Ab 20:00 und am Wochenende sind die Plätze der Grünen Zone hingegen weiterhin gratis und allgemein verfügbar.
Das Ergebnis war, dass man nun wenigstens tagsüber jederzeit einen freien Platz direkt vor seinem Haus fand. Das Parkidyll hinderte allerdings nicht die Proteststürme zahlreicher Anwohner, die jede neue Gebühr, und seies es 20 Cent im Tag, als behördlichen Missbrauch empfinden. In den ersten Tagen wurden denn auch unzählige Parkingmeter mit Kaugummi oder brachialeren Mitteln ausser Betrieb gesetzt. Sind diese Leute von allen guten Geistern verlassen? fragte ich mich. Kurven sie auf der Suche nach einer Parklücke lieber jedesmal eine halbe Stunde durchs Quartier, als ein paar Groschen lockerzumachen?
Vielleicht ahnten sie was. Die Katalanen kennen sich selbst ja am besten. Zwar meldete die Stadt alsbald befriedigt einen leichten Verkehrsrückgang. Doch fünf Monate nach Einführung der ärea verda ist die Parkplatzsuche in meinem Viertel ein hoffnungsloseres Unterfangen denn je. Den Grund erfuhr man unlängst aus der Zeitung: Die Parkhäuser der betreffenden Stadtteile verzeichneten einen Rückgang der Mieter um bis zu 30%. Angesichts der freien Parkflächen kam gar mancher Schlaumeier bald auf die Idee, anstatt monatlich 100 Euro für einen Einstellplatz lieber 4 Euro an die Stadt zu entrichten – mit dem Ergebnis, dass das Parkchaos jetzt komplett ist. Vielleicht ist es an der Zeit, seine alte, eh kaum je gebrauchte Karosse abzugeben und sich bei einem Car-Sharing-Unternehmen anzumelden.