Nacherzählt nach einem Bericht in «La Vanguardia»
Heute vor 25 Jahren erlebte Barcelona den spektakulärsten und närrischsten Bankraub seiner Geschichte. Genau drei Monate zuvor hatte in Madrid ein Putschversuch die junge spanische Demokratie erschüttert. Als nun am 23. Mai 1981 um neun Uhr vormittags eine bewaffnete Gruppe den Sitz des Banco Central an der Ecke Ramblas/Plaza Cataluña überfiel, dabei über 300 Geiseln nahm und die Polizei mit Schüssen empfing, verfiel die Stadt und verfiel im Lauf des Tages die halbe Welt einer kollektiven Psychose. Bei der Räuberbande handle es sich, so ging das Gerücht, in Wirklichkeit um ein aufständisches Kommando der Guardia Civil. Das Chaos, das in der Bank und um diese herum herrschte, übertrug sich auf die Einsatzleiter und erfasste schliesslich die höchsten Instanzen der Madrider Regierung. Alsbald erhielt der spanische König Anrufe von François Mitterrand und Ronald Reagan, die ihm ihre Unterstützung gegen die vermeintlichen Putschisten zusagten. In den Strassen hiess es, die VI. Flotte nehme Kurs auf Barcelona.
Die Konfusion hielt 37 Stunden an. 1400 Polizeibeamte, mehrere Militärhelikopter, 30 Ambulanzfahrzeuge waren im Einsatz. 24 Stunden nach Beginn der Geiselnahme bezog ein Tank der Polizei vor der Bank Stellung und forderte die dort Verschanzten auf, sich zu ergeben. Sie antworteten mit Hohnrufen, setzten den Kampfwagen mit einigen Schüssen ausser Gefecht und liessen immerhin zu, dass er in einer Feuerpause wieder abgeschleppt werden konnte. Obwohl die Wunschpalette der Geiselnehmer – sie verlangten unter anderem nach Heroin, Wein, Fernsehgeräten und einem Fluchtflugzeug – nicht unbedingt auf eine Gruppe von rechtsextremen Vaterlandsrettern schliessen liess, hielt sich die Verschwörungstheorie, bis es einem Mitglied des Sonderkommandos GEO gelang, einen der vermummten Banditen mit einem Kopfschuss niederzustrecken. Diesen Moment nützten die 300 Geiseln, um das Weite zu suchen; im Schusswechsel der Polizei mit den Bankräubern wurde ein Mann verletzt, ein anderer erlitt einen Herzinfarkt. Der Innenminister stellte anschliessend klar, bei den neun Verhafteten handle es sich um kommune «Anarchisten, Ganoven und Luden».